Dass Jesu Botschaft nicht nur immer eitler Sonnenschein ist, vom lieben guten Gott, sondern mitunter auch ganz schön harter Tobak sein kann, mussten seine Jünger schon von Anfang an erfahren. Im Evangelium, dass wir an diesem Sonntag hören, sind seine Nachfolger davon ganz und gar nicht begeistert. ‚Diese Rede ist hart. Wer kann sie hören?‘ (Joh 6,60) fragen sie ihn.
„Wer kann das überhaupt ertragen, was du da sagst?“, scheinen sie Jesus zu kritisieren. Und er? Er rudert nicht zurück. Nein, er setzt noch eins drauf. Er fordert seine Jünger heraus und mutet ihnen dabei so Einiges zu. ‚Niemand kann zu mir kommen, wenn es ihm nicht vom Vater gegeben ist.‘ (Joh 6,65) Es sind Aussagen wie diese, die die Leute er- und verschrecken, weil sie über ihre Vorstellungskraft hinausgehen, weil sie sie nicht begreifen können. Wenn wir uns in den Kontext versetzen, dann ist diese Erzählung im Johannesevangelium in unmittelbarer Nähe zur wundersamen Brotvermehrung. Ein herausragendes Ereignis, die Speisung einer riesigen Menge mit nur fünf Gerstenbroten, wo sogar noch ein Rest von 12 Körben voll übrigbleibt. Das begeistert die Menge. Sie können vielleicht nicht begreifen, was da genau passiert, aber sie merken, da ist etwas Großartiges im Gange — ein Wunder und sie folgen ihm nach. Doch dann lehrt Jesus in der Synagoge von Kafarnaum und spricht über das Himmelsbrot und die wahre Speise. Da wird es den Leuten zu kryptisch, einfach zu viel und sie wenden sich ab. Jesus fragt seine engsten zwölf Freunde: ‚Wollt auch ihr weggehen?‘ (Joh 6,67). Eine Frage, die es in sich hat. „Wollt auch ihr weggehen?“ Eine Frage, die ganz offenbar viele Menschen mit „Ja!“ beantworten, wenn man sich die Austrittszahlen aus der Kirche anschaut. Gleichzeitig argumentieren nicht wenige, dass ein Austritt aus der Kirche für sie nicht gleichbedeutend mit einem „Nein“ zu Jesus ist. Petrus im Evangelium wiederum, einer der bei Jesus bleibt, obwohl auch er oft so wenig versteht, antwortet schlagfertig so etwas wie: „Wo sollen wir denn sonst hingehen?“ und schiebt gleich noch nach: ‚Du hast Worte des ewigen Lebens.‘ (Joh 6,68) und verdeutlich somit, dass es überhaupt keine andere Option als Jesus für ihn geben kann. Was könnte denn noch besser sein? Trotzdem gibt Jesus mit seiner Frage ‚Wollt auch ihr weggehen?‘ die Menschen frei. Er macht uns nicht zu Gefangenen oder Marionetten im Glauben an ihn. Es ist eine freie Entscheidung und es ist eine Herausforderung bei Jesus zu bleiben und sich auch den unangenehmen Dingen zu stellen, die wir nicht begreifen können.
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Rebekka Redinger-Kneißl
Direktorin im Haus der Begegnung HEILIG GEIST