Thomas ist der moderne Mensch, der nicht Ja und Amen sag. Hören wir noch einmal: <Wenn ich nicht das Mal der Nägel an seinen Händen sehe und wenn ich meinen Finger nicht in das Mal der Nägel und meine Hand nicht in seine Seite lege, glaube ich nicht.>
“Da könnte ja jeder kommen und uns vormachen, er sei das Heil der Welt, ein feiner Herr, der schön redet und uns einlullt, oder war es überhaupt nur ein Phantom, eine Einbildung, eine Fata Morgana für überreizte Nerven, Opium für den Schmerz und zu viel Cannabis auf einmal!” Thomas kommt mit dem klaren <Wenn ich nicht..>. Wenn nicht, dann <glaube ich nicht>. Für Thomas muss es ausgemacht sein, dass der Auferstandene der Jesus ist, den er gekannt hat.
Den würde er wiedererkennen. An den Malen, die die Nägel an den Händen und die Lanze an der Seite Jesu hinterlassen hätten, würde er Jesus erkennen. Nur an den Malen. Den Wundmalen, wie wir sagen. Für Thomas ist klar: Sein Jesus hat gelitten. Er ist am Kreuz gehangen und daran gestorben. Aus Liebe zu uns ist er ein Mensch geworden, liebes- und leidensfähig. Er ist den Weg der Liebe bis ins Leiden gegangen. Er hat uns leiden können. Er hat die Sünde der Welt auf sich genommen und mit seinem Blut den Weg der Liebe für immer gezeichnet. Damit auch wir an Jesus glauben und diesen Weg gehen. Das hatte Thomas verstanden, vielleicht tiefer und gründlicher als alle übrigen Apostel.
Nun offeriert sich ihm der Auferstandene: <Streck deinen Finger hierher aus und sieh meine Hände! Streck deine Hand aus und leg sie in meine Seite und sei nicht ungläubig, sondern gläubig>. Thomas sieht im Auferstandenen den Gekreuzigten und glaubt an ihn.
Die Frage ist: Stehen wir als Kirche an der Seite Jesu, der ein Herz gehabt hat für das Leid der Menschen? Das wird die Frage sein, die über Wohl und Wehe der Kirche entscheidet. Der in Gemeinschaft der Kirche berufene Zeitgenosse wird zum Glauben an Jesus Christus kommen können, wenn er die, die an ihn glauben, an der Seite der Leidenden sieht. Wenn er die Kirche an den Wunden erkennt, die sie der Einsatz für die Menschen kostet. Amen.
DK em. Josef Fischer am 2. Sonntag der Osterzeit, 07.04.2024