Zweiter Montag im Mai 20 Uhr. Das ist Kairos Zeit im Haus der Begegnung. Die Teilnehmenden wissen vor der Veranstaltung nicht, um welchen Gast es sich handeln wird, der da von seinem Leben und Wirken erzählen wird. Es bleibt eine Überraschung, ein günstiger Moment, den es zu ergreifen gilt. Kurz: Kairos.
Am 09.05.2022 wurde das sogar in doppelter Hinsicht bedeutsam. Denn zu Gast war Andreas Kuhnlein, freischaffender Künstler aus Unterwössen, der Erschaffer der Kairos-Figur im Innenhof des Haus der Begegnung.
Dort begann auch der Kairos an diesem Abend. Unter den Zuhörenden war Josef Fischer, DK em. und ehemaliger Direktor im Haus der Begegnung HEILIG GEIST. Denn Andreas Kuhnlein wäre schon viel früher als Kairos Gast eingeplant gewesen, sozusagen als Abschiedsgeschenk zum Ruhestand für Josef Fischer. Nun wurde es endlich realisiert und Josef Fischer war dankbar für einen sehr intensiven Kairos.
Andreas Kuhnlein erzählte im großen Saal von seinem Lebensweg und seinem künstlerischen Wirken. Sein Markenzeichen ist der Werkstoff Holz, den er ausschließlich mit der Motorsäge bearbeitet. Die zerklüfteten Oberflächen sind nicht nur ein Erkennungsmerkmal, sondern stehen auch sinnbildlich für die Verletzbarkeit des Menschen, die Vergänglichkeit und die Gewaltbereitschaft im Inneren eines Menschen.
Geprägt haben Andreas Kuhnlein seine Schreinerlehre und seine Tätigkeit beim Bundesgrenzschutz, verbunden mit den Erlebnissen an der innerdeutschen Grenze, die Bekämpfung der RAF und auch die Eindrücke von 30.000 Atomkraftgegnern in Brockdorf.
Eigentlich hätte er ja den elterlichen Hof übernehmen sollen, doch das war aus finanziell Sicht schnell nicht mehr rentabel und auch in der Schreinerei wurde es für Andreas Kuhnlein bald “zu eng”. Doch sein Meister unterstütze ihn in seiner Suche und auch in der Möglichkeit der künstlerischen Ausdruckskraft. “A moi ausse geh und wos seng und dann wieder zrugg kema”, das begleitet ihn schon sein ganzes Leben lang.
Zu Glanzpunkten seiner künstlerischen Tätigkeit zählt zweifelsohne die Gestaltung der ökumenischen Kapelle im Bundesverteidigungsministerium, dem ehemaligen Bendlerblock. Persönlich berührt und beeindruckt haben ihn besonders auch seine Ausstellungen in einer Münchner Psychiatrie oder im Gefängnis in Eichstätt, so erzählt Kuhnlein.
Wer sich selbst ein genaueres Bild von den Werken Kuhnleins machen will, den verweist er auf die BR Mediathek, dort war er in den Lebenslinien zu Gast.
Im Marktler Papstgeburtshaus ist eine Figur von ihm zu sehen “In Erwartung” und natürlich der “Kairos” im Innenhof des Haus der Begegnung HEILIG GEIST.