Wie üblich bei den Kairos Abenden war es im Voraus ein streng gehütetes Geheimnis, wer denn diesmal als aktueller Zeuge oder aktuelle Zeugin der Zeit zu einem Thema der Zeit sprechen würde. Rund 60 Personen wollten sich gerne überraschen lassen und wurden dann von Vorsitzenden der Altöttinger KLB, Albert Steiner, begrüßt. Die KLB ist gemeinsam mit der KEB Rottal-Inn Salzach und dem Haus der Begegnung Mitveranstalter und Organisator der Kairos Reihe, die es nun schon seit 30 Jahren gibt.
Franziska Rauschecker war der 88. Gast und ließ die Anwesenden in ihr Leben blicken, das wohlbehütet auf dem elterlichen Bauernhof in der Gemeinde Malching begann. Bereits in der 8. Klasse, so berichtet sie, war ihr klar, dass sie einmal Dorfhelferin werden wollte. Diesen Plan verfolgte sie eisern, mit dem “Sturkopf, den sie von [ihrem] Papa geerbt hat”.
Beim Schulabschluss dann gab ihr jedoch der Direktor den Satz auf den Weg: “Warum willst du denn nur Hauswirtschaft lernen.” Ein Satz der sie auch noch heute nachdenklich stimmt, sie immer wieder antreibt und vor allem bis heute begleitet. Was ist die Hauswirtschaft eigentlich wert?
So erzählt sie mit viel Elan von ihren eigenen Einsätzen als Dorfhelferin, von ihrer Tätigkeit als Ausbilderin an der Hauswirtschaftsschule, von der Rolle als Mutter, von der Zeit als ehrenamtliche Diözesanvorsitzende der KLB — ein Amt, das sie 20 Jahre lang bekleidete, bis hin zu ihrer Verantwortung als Stationsleiterin des Familienpflegewerks Altötting-Mühldorf. Auch ihre tiefe Verwurzelung im Glauben und ihr pfarrliches Engagement schneidet sie kurz an.
Man merkt, Franziska Rauschecker macht keine halbe Sachen und das gibt sie auch an ihre Umgebung weiter. So motiviert sie ihre Mitarbeitenden und Schülerinnen.
In der Diskussion im Anschluss an den einstündigen Vortrag geht es vor allem um das Thema wie Familienleben heute aussieht, welchen Stellenwert das Kindeswohl hat und was Mitarbeitende in den sozialen Berufen direkt in den Familien vorfinden — ein Ort gelebter Diakonie mit allen auf und abs, die das Leben so bietet. Und immer wieder tun sich günstige Momente auf, die man ergreifen muss — so wie es Franziska Rauschecker exemplarisch vormacht.