Predigt

Hand auf's Herz

Heilig Geist Burghausen HDB am 01.09.2024

Innenhof HdB - Rose Foto: Sabine Rahm

Wer seine "Hand aufs Herz" legt und zu sich sagt: "erkenne dich selbst", der wird die Wahrheit des Lebens in Liebe tun.

Die­ses Volk ehrt mich mit den Lip­pen, sein Herz aber ist weit weg von mir”. Jesus zitiert damit den Pro­phe­ten Jesa­ja (29,13). Hand aufs Herz“: Die­ses Wort ist mir dazu ein­ge­fal­len und hat sich bei mir fest­ge­setzt. Hand aufs Herz“ ist Ein­la­dung und Auf­for­de­rung zur Ehr­lich­keit. Es wehrt der Lüge, der Intri­ge und der Heu­che­lei. Vor allem aber will es hilf­reich sein. Oft wird es ande­ren gegen­über aus­ge­spro­chen. Sinn­voll wäre es, damit sich selbst einen Ruck zu geben: Stimmt mein Han­deln mit mei­nem Her­zen über­ein? Der wört­li­che Sinn die­ses geflü­gel­ten Worts besagt ja: Kommt das, was mei­ne Hand tut, aus mei­nem Her­zen? Herz aber, im jüdisch-christ­li­chen, im bibli­schen Sinn, meint die Über­ein­stim­mung von Gemüt, Ver­stand und Willen.

Ich bin gut bera­ten, um mein Herz zu wis­sen. Inwie­weit grei­fen Gemüt, Ver­stand und Wil­len inein­an­der – wie ein Sys­tem von Zahn­rä­dern? Ken­ne ich mich selbst? Weiß ich um das zutiefst Mensch­li­che in mir? Auch um mei­ne ver­bor­gen wirk­sa­me Gefähr­dung? Wohin es mich zieht, wann ich wirk­lich froh und frei bin, wie das, was ich sage und was ich tu, mit dem, was ich füh­le, den­ke und will, zusam­men­passt: Das gilt es, im Lauf eines lan­gen Lebens her­aus­zu­brin­gen. Zum eige­nen Glück und zum Glück ande­rer. Dar­um darf ich mir jeder­zeit mit der Auf­for­de­rung des grie­chi­schen Phi­lo­so­phen sagen las­sen: Erken­ne dich selbst!“. Kri­tisch ist es frei­lich gewor­den, wenn ich gesagt bekom­me: Du, kenn‘ dich wie­der!“. Wenn ich eine wohl­tu­en­de und heil­sa­me Gren­ze ver­letzt und über­schrit­ten habe, ken­ne ich mich also nicht mehr, weiß ich nicht mehr, wer ich bin. Dann ist der Weg zum Unglück nicht mehr weit. Das erfah­ren wir nicht nur im per­sön­li­chen, son­dern auch im poli­ti­schen Bereich der­zeit mehr als genug. 

Groß ist die Gefahr, dass Herz und Hand aus­ein­an­der­fal­len, in der Welt der Anschau­un­gen und der Reli­gi­on. Jesus stellt fest: Da machen sie ein hei­li­ges Geschrei und ein from­mes Getue und lär­men Gott die Ohren voll. Da wer­fen sie Schein­pro­ble­me auf und ent­fer­nen sich von Gott und Men­schen. Ihr Herz ist weit weg. Es ist ein Reli­gi­ons­er­satz, wenn sie sich wie zwang­haft die Hän­de waschen und das Geschirr zu Tode spü­len. Ver­liebt in aller­lei Tüf­te­lei­en und in haus­ge­mach­te Aus­füh­rungs­be­stim­mun­gen ver­ges­sen sie völ­lig mei­nen Willen: 

Die Wahr­heit und die Lie­be tun. Ich habe Jesus ein wenig inter­pre­tiert. Gera­de im Glau­ben und gera­de heu­te geht es um Auf­rich­tig­keit und Ein­deu­tig­keit. Dass es gera­de damit sei­ne gar nicht lie­be Not hat, davon rührt ein guter Teil der Kir­chen­kri­se her. Schon im alten Isra­el hat es das Buch Deu­te­ro­no­mi­um gebraucht mit sei­ner Mah­nung: Hört, und ihr wer­det leben” (4,1). Dazu schärft uns der Jako­bus­brief ein: Hört das Wort nicht nur an, son­dern han­delt danach; sonst betrügt ihr euch selbst”(1,22).

Auch in der Fei­er der Eucha­ris­tie wer­den nach dem Hei­li­gen Mahl die Gefä­ße gespült und gerei­nigt. Das gehört sich. Punkt. Aber das Wesen der Hei­li­gen Mes­se besteht nicht in der Rei­ni­gung der Gefä­ße, die die hei­li­gen Gaben ent­hal­ten. Es besteht dar­in, dass wir mit Chris­tus sel­ber zu einer Gabe wer­den, brauch­bar für den Dienst an Welt und Men­schen. Unse­re Gabe, die uns sel­ber meint, soll so zur Hin-Gabe wer­den, zur rei­nen Gabe, zur Lie­bes­ga­be. Wer sei­ne Hand aufs Herz” legt und zu sich sagt: erken­ne dich selbst”, der wird die Wahr­heit des Lebens in Lie­be tun. Amen. 

Josef Fischer, DK i.R.

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