
...wie ich an Euch gehandelt habe." Plötzlich ist Jesus weg – niemand kann ihn finden. Jemand sagt, er wurde von Soldaten abgeholt und zu Pilatus gebracht. – So eine Szene aus der Fernsehserie „The Chosen“, die Serie erzählt das Leben Jesu.
Jesus wurde von Soldaten abgeholt und die Jünger geraten in Panik. Sie benehmen sich wie aufgescheuchte Hühner, reden durcheinander, sie streiten ob und was sie jetzt unternehmen sollen, einer weint … es herrscht Chaos.
Da kommt Jesus zurück. Wo er war und was Pilatus von ihm wollte, wird er gefragt. „Er wollte nur reden“, antwortet Jesus. Und dann, als er sieht, wie aufgelöst seine Anhänger und Anhängerinnen sind, sagt er den Satz, wegen dem mir diese Szene im Gedächtnis geblieben ist: „Ich habe euch doch gesagt, wenn ich nicht mehr da bin, sollt ihr einfach weitermachen, so wie wir es bisher gemacht haben. Handelt weiter in meinem Sinne, bis ich wiederkomme.“
„Ich habe euch ein Beispiel gegeben, damit auch ihr so handelt, wie ich an euch gehandelt habe“, haben wir gerade am Ende des Evangeliums gehört.
Nein, wir werden auch in diesem Gottesdienst keine Fußwaschung durchführen.
Weiterführender finde ich Überlegungen, was dieses Füßewaschen für uns im Alltag bedeuteten kann. Diese Gedanken sind nicht abgeschlossen, sondern laden zum eigenen Weiterdenken ein:
1. Dienen statt dominieren
Das kann ganz praktisch heißen:
- Zuhören, wenn jemand es gerade braucht – auch wenn ich müde bin.
- Nachgeben, wo ich eigentlich recht habe, aber Frieden wichtiger ist.
- Bereit sein, auch unscheinbare oder unangenehme Aufgaben zu übernehmen.
2. Einander mit Respekt und liebevoll begegnen
Jesus, der Sohn Gottes, kniet sich vor seine Jünger. Im Alltag kann das bedeuten:
- Nicht von oben herab reden.
- Andere ernst nehmen, auch wenn sie ganz anders sind.
- Auch denen Respekt zeigen, die sonst oft übersehen werden.
3. Reinigung im übertragenen Sinn
Manchmal heißt Füße waschen auch:
Vergeben – sich und anderen.
Vielleicht jemanden, der mich verletzt hat. Oder auch mir selbst, wenn ich etwas bereue.
„Sich den Groll von der Seele waschen“ – das passt ganz gut als Bild.
4. Raum schaffen für neue Schritte
Nach dem Füßewaschen geht man mit sauberen Füßen weiter.
Was brauche ich, um einen frischen Schritt zu machen?
Was darf ich zurücklassen? — Das kann bedeuten, alte Muster zu überdenken, neue Wege zu wagen, oder kleine Veränderungen zuzulassen – im Denken, im Miteinander, im Glauben.
Wenn man so will, ist das Füßewaschen eine Einladung, mit einem dienenden Herzen durchs Leben zu gehen, ohne sich klein zu machen – sondern gerade darin groß zu sein. Das fordert heraus und ist manchmal schwer – für die, die Jesus gefolgt sind zu ihrer Zeit und heute für uns.
Letztlich führt es zu mehr Gemeinschaft, zu mehr Lebensmöglichkeiten für alle, zur Freude der Auferstehung – für die, die Jesus gefolgt sind zu ihrer Zeit und heute für uns.
Sich daran immer wieder zu erinnern, dazu hören wir die Erzählung von der Fußwaschung immer wieder.
Damit es nicht nur ein denkendes, sondern immer mehr ein tätiges Erinnern wird – bis Jesus Christus wiederkommt.
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Brigitta Neckermann-Lipp
Referentin im Haus der Begegnung HEILIG GEIST