Sonntagsimpuls

Lichtmess | Gedanken zum Sonntag

Heilig Geist Burghausen HDB am 02.02.2025

Lichtmess 2025 Foto: Rebekka Redinger-Kneißl

Enthüllendes Licht

Ansprache zu Darstellung des Herrn "Maria Lichtmess" (2. Februar 2025)
Lk 2, 22-40

Schön sind die Kerzen vor dem Altar aufgereiht, wie Strahlen. Der Bedarf für das kom-mende Jahr wurde vorhin hier gesegnet. Nicht nur sichtbares Licht sollen sie bringen, sondern auch und mehr noch Licht für die Herzen und Seelen.

Das Symbol "Licht" ist uns geläufig - Im Licht einer Kerze kommt uns kein grelles, blen-dendes, aufdringliches Licht entgegen, sondern sanftes, wärmendes, lebendiges Leuchten.

In einem poe­ti­schen Text spricht der alte Sime­on dem Baby Jesus zu, die­ses Licht zu sein: ein Licht das die Hei­den erleuch­tet”: sanf­tes, wär­men­des, leben­di­ges Licht. 

Hei­den waren nach dama­li­gem Ver­ständ­nis alle Nicht-Juden — also wir. Und Erleuch­tung könn­ten wir manch­mal schon brau­chen: für die schwie­ri­gen Fra­gen in der Schul­auf­ga­be oder Prü­fung, in der Sor­ge, wie mit per­sön­li­chen und welt­wei­ten Kon­flik­ten umge­gan­gen wer­den kann, in den Unsi­cher­hei­ten um Kli­ma, Gerech­tig­keit und Frie­den in Deutsch­land und in der Welt und in vie­lem mehr.

In einer ande­ren Über­set­zung (der von Fri­do­lin Stier) klingt die­ser Vers so: Denn mei­ne Augen haben dein ret­ten­des Tun gese­hen, das du berei­tet hast vor aller Völ­ker­stäm­me Ange­sicht. Ent­hül­len­des Licht den Völkern”. 

Ent­hül­len­des Licht” — man kann dar­an den­ken, wenn in einem dunk­len Raum Licht ange­macht wird, oder wenn ein Geschenk aus dem Geschenk­pa­pier aus­ge­wi­ckelt wird oder wenn sich die Neben heben und die Land­schaft deut­lich wird — dann wird man-ches kla­rer sicht­bar, Schö­nes und Erfreu­li­ches und auch weni­ger Schö­nes, Ent­täu-schen­des oder Erschreckendes. 

Ent­hül­len­des Licht”, in der latei­ni­schen Vul­ga­ta steht da re vela­tio” — das Tuch weg-neh­men”. Durch Jesus wird ent­hüllt, wie Gott die Welt gemeint hat: die Schön­heit der Schöp­fung, die Lie­be der Men­schen, Hoff­nung und Zuver­sicht, die uns tra­gen … In Jesus wird die-se Zuwen­dung und Grö­ße Got­tes sicht­bar. Es wird aber auch sicht­bar, wo etwas Got­tes Sinn zuwiderläuft. 

Dar­an schei­den sich die Geis­ter. Nicht allen ist es ange­nehm, wenn ihre Moti­ve und Plä­ne ent­hüllt wer­den — damals wie heu­te. Und nicht alle kön­nen es zulas­sen, dass Gott alle Men­schen liebt und sich beson­ders der Schwa­chen und Armen annimmt. 

Bei­des fällt auch uns manch­mal schwer. Ent­hül­len­des Licht bringt auch Schat­ten mit sich. Je stär­ker das Licht, des­to deut­li­cher wird auch das, was wir viel­leicht lie­ber im Dun­keln las­sen wür­den. Ent­hül­len­des Licht kann uns dazu brin­gen, alte Über­zeu­gun-gen oder Gewohn­hei­ten zu hin­ter­fra­gen und neu zu denken. 

Durch das Ent­hül­len der Wahr­heit wird oft auch eine gewis­se Frei­heit gewon­nen. Din-ge, die vor­her ver­bor­gen waren, kön­nen nun ver­stan­den und frei aus­ge­drückt wer­den. Oft gibt es erst, wenn etwas aus der Dun­kel­heit ins Licht gebracht wird, die Mög­lich­keit zur Heilung.

Unser Leben, unse­re Anlie­gen und Fra­gen in das Licht Jesu zu stel­len, an sei­nem Le-ben und sei­nem Wort aus­zu­rich­ten, führt hin­ein in die­ses Licht. Das kann auch her­aus-for­dernd und schmerz­haft sein. Etwa so, wie wenn in einem dunk­len Zim­mer das Licht angeht und ich sehe, wie unor­dent­lich es hier ist. Dann kann ich das Licht schnell wie-der aus­ma­chen — oder anfan­gen aufzuräumen. 

Letzt­lich ist Got­tes Licht heil­sam und hei­lend. Und, wie Sime­on sagt, ret­ten­des Tun” Got­tes. (V.30 in der Über­set­zung F. Stier) — mit und durch die­ses Ent­hül­len­de Licht Je-sus ret­tet Gott. Der Mut, etwas an Licht kom­men zu las­sen, nimmt oft mit den Lebens­jah­ren zu. Gelas-sen­heit die Rea­li­tät anzu­schau­en und Kraft und Zeit zum Bei­stand für ande­re sind oft im fort­ge­schrit­te­nen Alter mehr mög­lich. Es ist kein Zufall, dass Sime­on und Han­na, de-nen Maria und 

Josef mit dem Baby Jesus im Tem­pel begeg­nen, alte Leu­te sind. Der grei­se Sime­on nimmt das Licht der Welt lie­be­voll in sei­ner Arme und benennt zugleich die Schwie­rig­kei­ten, die er haben und machen wird.

Die 84-jäh­ri­ge Han­na sagt allen, die auf die Erlö­sung war­ten, wer die­ser Jesus ist. Das kann Mut machen für alle im fort­ge­schrit­te­nen Alter: Man­ches wird im Älter­wer­den weni­ger. Ein kla­rer Blick auf die Rea­li­tät zusam­men mit einer lie­be­vol­len Got­tes­be­zie­hung, Hoff­nung auf die Erlö­sung und Ver­trau­en auf Got­tes Heil kann immer noch wach­sen und mehr werden. 

Oft gibt es nach der Ker­zen­seg­nung in die Kir­che hin­ein eine Pro­zes­si­on, bei der jede*r ein Licht trägt. Nicht nur sicht­ba­res Licht soll das sein, son­dern Leuch­ten in unse­re See­len hin­ein und Leuch­ten aus unse­ren See­len hin­aus in die Welt. 

Gött­li­ches Licht, das ich wei­ter­tra­ge für alle, die auf Lösung — Erlö­sung — warten. 

Bri­git­ta Neckermann-Lipp

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