Es geht darum, wenn es schwierig wird, wenn die Ehe zur Hölle wird, so eine Stimme beim Bibelgespräch am Montagabend. Es geht darum, wenn sich mehr Fragen auftun und Antworten sich nicht leicht finden lassen. „Kein leichter Text“, so eine andere Stimme aus dem Bibelgespräch. Wie wohltuend am nächsten Tag in der Zeitung eine „gute Nachricht“ zu lesen: die Zahl der Ehescheidungen sind 2023 in Bayern auf Rekordtief. Die Bedeutung der Eheberatungsstellen wurde im Artikel hervorgehoben. Gut so.
In den Beziehungen geht es Jesus ums Herz.
Jesus spricht von der Herzenshärte, der Herzenstarre der Pharisäer. Das ist ein Krankheitsbefund. Es handelt sich um einen sklerotischen Zustand. Daran kann der Mensch zugrunde gehen. Nicht nur die Menschen damals, nicht nur die Pharisäer, wir Menschen insgesamt sind da anfällig. Gibt es da eine Medizin und eine Therapie, die hilft? Da kommen die Kinder ins Spiel. Die Jünger, auch sie therapiebedürftig, weisen zurecht, eine sanfte Übersetzung, wörtlich sie fahren die Leute an, wollen die Kinder wegscheuchen, denn sie würden stören. Wieder eine Aktion aus einer Herzensstarre heraus. Jesus ist da von anderer Art. Er reagiert emotional. Sein Therapievorschlag ist, von den Kindern zu lernen.
Was ist zu lernen?
Kinder sind auf das Beschenktwerden angewiesen. Menschliches Leben ist auf das Beschenktwerden, auf das Empfangen angewiesen. Arm der Mensch, der meint alles sich erarbeiten zu müssen. Heute in unserer von Leistung bestimmten Welt ist das ein wichtiges Gegenüber. Glücklich, wer weiß, dass er sein Leben geschenkt bekommen hat. Glücklich wer sich erfreuen kann – heute am Erntedanksonntag- an den Früchten der Erde und sie genießen kann. Allein Erntedankaltäre in diesen Tagen in unseren Kirchen ziehen unsere Blicke an und weiten das Herz. Dieses Wissen um das Geschenk wird uns leichter immer wieder anpacken lassen.
Eine gute Übung:
Eine gute Übung ist, einmal eine Minute innezuhalten und nachzusinnen, was ich in den letzten Tagen, in der letzten Zeit in diesem Sinne geschenkt bekommen habe und empfangen durfte: an menschlicher Zuwendung, am Gefühl der Menschen- und Gottesnähe bis hin zum Dank über die Früchte der Erde.
Empfänglich und dankbar sein, das legt uns Jesus heute als Rezeptur gegen die Herzenssklerose in unsere offene Hand. Es wird unser Herz weit machen! Lassen wir uns diese Augenblicke des stillen Nachsinnens schenken.
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Ludwig Raischl
Theologischer Referent im Haus der Begegnung HEILIG GEIST, Leiter Grundkurs Gemeindlichen Glaubens