Wenn Sie jetzt stutzen und nachdenklich werden, ist das Ziel schon erreicht. Auferstehung vor dem Tod, wie ist das gemeint?
Unser Leben ist darauf ausgerichtet, bei Gott zu sein – ganz, vollkommen, heil. Darauf bewegen wir uns zu, das ist Auferstehung. Und wir erleben oft genug, dass es jetzt nicht so ist. Weder ich selbst, noch meine Umgebung und schon gar nicht die große weite Welt ist ganz, vollkommen und heil.
Trotzdem bleibt das der Zielpunkt. Dieses Ziel bewusst in den Blick nehmen, dazu ist die Fastenzeit eine gute Zeit. Sie lädt uns ein, achtsam zu werden für das, was dem Heil-sein entgegensteht. Und mich darin zu üben diese Hindernisse beiseite zu räumen, nach meinen Möglichkeiten. Das muss nicht alles auf einmal sein, es kommen immer wieder günstige Gelegenheiten, es kommt jedes Jahr wieder eine Fastenzeit.
- Was darf ich loslassen um mehr Lebendigkeit und Leichtigkeit zu gewinnen?
- Was hindert mich daran, zur Ruhe zu kommen und was davon kann ich weglassen?
- Was will ich verändern, um Gottes liebender Gegenwart mehr Raum zu lassen?
- Wie kann ich dazu beitragen, dass auch andere zu mehr Lebendigkeit und Leichtigkeit gelangen können?
So ist der Weg hin zur Feier der Auferstehung eine Zeit der Freiheit, des Freiwerdens.
Freilich ist das auch mühsam und anstrengend. Zunächst braucht es einen realistischen Blick auf das, was ist. Und dann eine Neuausrichtung oder zumindest eine kleine Kurskorrektur. Jesus kann uns bei der Orientierung helfen. Er hat Lebendigkeit, Gerechtigkeit und Frieden für alle Menschen immer im Blick gehabt. Dabei musste er auch gegen lebensfeindliche Tendenzen ankämpfen, wovon unter anderem die Schriftstelle von der Versuchung Jesu berichtet, die wir am 1. Fastensonntag hören (Lk 4, 1 – 13).
Unnötigen Ballast abwerfen, um mit Leichtigkeit und Vertrauen dem Ziel Auferstehung – der völligen Nähe zu Gott – entgegenzugehen. Diese Ausrichtung schenkt wahre Freiheit. Der Schriftsteller und Priester Heinrich Spaemann drückt es so aus: „Was wir im Auge haben, das prägt uns, dahinein werden wir verwandelt. Und wir kommen, wohin wir schauen.”
Brigitta Neckermann-Lipp

Brigitta Neckermann-Lipp
Leitung Referat Exerzitien und Spiritualität, Referentin im Haus der Begegnung Heilig Geist